Dokumentation PIT Kassel 2018
Anlass des Workshops
Das Themenfeld Queer Inclusive Planning als auch Queer Spaces findet in der Lehre
keinen bzw. nicht ausreichend Raum. Dieser Hochschulpolitische Workshop sollte
Studierenden die Möglichkeit geben, einen Einblick in das Themenfeld zu bekommen und
gleichzeitig auf diese Lücke aufmerksam machen.
Aufgabe
Ausgehend von der Fragestellung „Wie queer ist die Planung?“ war Aufgabe des
Workshops, aktuelle Planungspraxis sowie theoretische stadtsoziologische Ansätze aus
planerischer als auch queerer Perspektive zu betrachten und kritisch zu reflektieren. Gäste
aus Kassel (Regionalkoordinator von Hessen ist geil!; Leiterin queere Jugendgruppe Queer
and Young Kassel – Malala-Mädchenzentrum) haben an dem Workshop teilgenommen und
somit wichtigen Input aus queerer Perspektive geben können.
Arbeitsprozess
Input: Kritik an Binaritäten in der Planung, Begriffe Queer und Gegenöffentlichkeit
o Gruppe 1 Perspektive queer: Zugang zu städtischen Räumen [Theoretischer
Einstieg: städtische und planerische Angelegenheiten werden auch im queeren
Diskurs diskutiert und beansprucht. Welche Ansprüche kann man identifizieren und
welche Äußerungen können mehr in die Planungspraxis integriert werden?
Arbeitsmaterial: Queer Nation Manifesto, Gedichte, Blogs, Filme]
o Gruppe 2 Perspektive Planung: Umgang mit queeren Anliegen in der Praxis
[Theoretischer Einstieg: Planning as Heterosexist Praxis. Wie wird die Queer
Community in der bestehenden Planungspraxis diskutiert? Mit welchen Begriffen,
Worten und Assoziierungen werden Themen wie Sex, Begegnung, Sicherheit,
öffentlicher Raum, Gewerbe und Community in der Planung beschrieben?
Arbeitsmaterial: Planungsdokumente, Rechtsprechungen, IHEKs, B-Pläne, BVV-
Beschlüsse; Gerichtsbeschlüsse mit Bezugnahme auf das BauGB]
o Gruppe 3 Praxis: Kartierung von queer spaces in Kassel [Theoretischer
Einstieg: Queer Spaces. Gemeinsames Kartieren von queer spaces als auch
feministischen Orten in Kassel: Vergangene, Aktuelle. Arbeitsmaterial: Karte von
Kassel]
Ergebnispräsentation, Diskussion
Ergebnisse
Gruppe 1: Ansprüche an den städtischen Raum werden klar formuliert. Öffentlicher Raum,
Sicherheit und Sex sind wichtige Themen. Die heteronormative Gesellschaft, mangelnde
Sichtbarkeit und Toleranz werden stark bemängelt. Der öffentliche Raum wird als
heterosexueller Raum beschrieben.
Gruppe 2: BauGB/Raumordnung sind zum Teil diskriminierend gegenüber queerer
communities. Eventuell diskriminierende Handlungen werden oft durch anscheinend
neutrale Begriffsbestimmungen wie „bordellartig,“ „sexbezogen“ und „Trade-Down-
Effekt“ legitimiert. Trotzdem ist es schwierig zu identifizieren, wie Konflikte durch das
Gericht planerisch gelöst werden können. Stadtentwicklungskonzepte beziehen mittlerweile
queer communities mit ein, sprachliche Anerkennung und Benennung hat sich innerhalb
von zehn Jahren stark zum Positiven gewandelt. Kommunikation, Bildung und
Differenzierung scheinen positive Effekte zu zeigen.
Gruppe 3: Der Input von den Gästen aus Kassel, die in der queeren Szene aktiv sind, war
aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Wissens nötig, um die Kartierung durchzuführen. Die
öffentliche Nutzung erstellter Karten wurde als problematisch eingeschätzt, da sie
Netzwerke und Standorte sichtbar machen. Einige Standorte sind jedoch auf Anonymität
angewiesen (zum Schutz der Nutzer*innen). Ein sensibler Umgang mit den Daten sei also
in der Planungspraxis essentiell.