Dokumentation PIT Erfurt / Weimar 2019
Durchgeführt von Henner Bock und David Boldt
Anlass des Workshops
Gemäß dem Motto des PITHs Weimar & Erfurt: „Ist das Stadt oder kann das Weg?“
wollten wir uns mit der Frage beschäftigen, wie es sich auf der anderen Seite der Stadt,
dem Dorf, mit der Zukunftsperspektive verhält. Welche die Probleme die Stadt hat
(Wohnraummangel, explodierende Mieten und Abgasprobleme) ist klar, aber auch das
Land hat mit Problemen zu kämpfen: Sei es die fehlende Dorfmitte als Identifikationsraum,
die flüchtende Bevölkerung, Arbeitsplatzmangel oder Überalterung.
Aufgabe bzw. Fragestellung
Die große, überbevölkerte, soziale Stadt und die weiten, schrumpfenden, konservativen Dörfer. Zwei Orte, die sich in so vielen Belangen gegenüberstehen und unterscheiden. Während in den Städten der Druck weiter steigt, die Straßen verstopfen, Wohnpreise steigen und eng an eng gewohnt wird, wird es auf dem Land immer ruhiger. Schön ruhig. Es gibt freistehende Häuser mit eigenem Garten und frischer Luft, Privatsphäre, Platz. Könnte dieser Ort die Zukunft für all die Wohnungsprobleme und eine Entlastung für die Städte und ihre Bewohner*innen sein? Oder stehen wir kurz vor dem Ende des Dorfes?
Wie kann man die schrumpfenden Gemeinden planerisch unterstützen? Lässt sich das Dorf planen? Wo gibt es Orte der Begegnung in Schlafsiedlungen, die unter der Woche wie ausgestorben sind, wenn alle für den Beruf auspendeln? Funktioniert hier Partizipation? Wie funktioniert das Sozialgefüge auf dem Land?
Diesen Positionen und Fragen wollten wir in unserem Workshop nachgehen und uns Fragen nach bezahlbarem Wohnraum und Alternativen stellen: die dörfliche Region als Entlastung der Städte. Wir thematisierten auch den planerischen Umgang mit Landflucht, Urbanisierung und Dorfmodernisierung.
Arbeitsprozess
- Vorstellungsrunde (Stadt-Land-Fluss)
- Brainstorming zum Thema „Dorf/Land“ – Festgehalten auf Plakat
- Wer ist Dorfkind? Wer ist Stadtmensch?
- Arbeitsphase mit verschiedenen Texten in Zweiergruppen
- Präsentation der Ergebnisse auf Plakaten
- Feedbackrunde
Anmerkung: Aufgrund von verkürzter Zeit fehlten das Rollenspiel „Landmensch“ und die
Diskussion: „Hat das Dorf eine Zukunft? – Ist das Dorf die Entlastung für die Städte?“
Ergebnisse & Zukunftsziele
Es wurden Ergebnisse für den Umgang mit Eigenheimen/Einfamilienhäusern erarbeitet,
darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen Pendler*Innen und dem Tourismus in
„Schlafsiedlungen“ gegenübergestellt. Des Weiteren sind wir den Gründen und den
daraus resultierenden Problemen der Stadtflucht auf den Grund gegangen und haben uns
mit verschiedenen Formen der Partizipation der Öffentlichkeit in Dörfern beschäftigt.
Kurzgefasst kann gesagt werden, dass Partizipation auf dem Land genauso zielführend
wie in der Stadt ist. Nur sind die Themen hier andere (und meist in kleinerem Maßstab).
Dorfläden, Wochenmärkte und die Dorfplatzgestaltung waren häufig genannte Ergebnisse.
Man sollte das Einfamilienhaus als Konsumgut mit Verbindung zu Tradition und Baukunst
sehen, den Bestand als Chance für Jung und Alt.
Als abschließende Aussage sollte noch erwähnt werden, dass „Probleme nur da sind,
wenn man sie auch sieht“: Wir als Stadtplaner sollten zukünftige Fragestellungen deshalb
mit dem Hintergrund betrachten, ob wir die Probleme nicht eher sehen wollen, und
stattdessen lieber die ansässige Bevölkerung vorher fragen sollten.